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IAB: Vorbeugen, Begleiten, Gestalten - worauf es am Arbeitsmarkt jetzt ankommt

Der deutsche Arbeitsmarkt ist in ausgesprochen guter Verfassung. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade jetzt entscheidende Weichen gestellt werden sollten, um zu weiteren Fortschritten zu gelangen und für kommende Krisen gewappnet zu sein.

Die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen und Langzeitleistungsbeziehern stellt zweifellos eines der größten Probleme am Arbeitsmarkt dar. Zu den mit der Agenda 2010 eingeführten Prinzipien des konsequenten Forderns und des systematischen Förderns der Leistungsempfänger gibt es keine Alternative. Das Umfeld ist derzeit günstig, und die Möglichkeiten, den harten Kern der Arbeitslosigkeit aufzubrechen, sind nicht ausgeschöpft.

Wichtig ist zunächst, die Fallzahlen der Vermittler und Fallmanager zu reduzieren, um so den Betreuungsschlüssel für Langzeitarbeitslose zu verbessern. Durch die komplexen Problemlagen der Betroffenen, die einer direkten Vermittlung im Weg stehen, sind individualisierte, zeitintensivere Betreuungsmodelle nötiger denn je.

Auch die Qualität der Jobs und die damit häufig in Verbindung stehenden weiteren Entfaltungsmöglichkeiten im Erwerbsleben sollten stärker in den Fokus genommen werden. Bei einer guten Erfolgsprognose sollte abschlussorientierten Qualifizierungen gerade auch bei Empfängern von Grundsicherungsleistungen soweit wie möglich ein Vorrang vor einer möglichst schnellen Vermittlung in den Arbeitsmarkt eingeräumt werden.

Darüber hinaus geht es auch darum, durch kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Leistungsbezieher im Sinne einer Aufwärtsmobilität fachspezifisches und übergreifendes Wissen aufbauen oder up to date halten können, um so das Spektrum von Einsatzmöglichkeiten am Arbeitsmarkt zu erhalten oder zu erweitern.

Auch der schon erprobte und von Seiten der Wissenschaft begleitete Einsatz von professionellen und ehrenamtlichen Coaches vor und nach der Arbeitsmarkteingliederung sollte angesichts der bisher guten Erfahrungen erweitert werden, um nachhaltige Integrationen in den Arbeitsmarkt zu erreichen.

Bedenkenswert wäre auch, die in den letzten Jahren stark zurückgefahrene Förderung der beruflichen Selbständigkeit wiederzubeleben und flexibel einzusetzen. Die Wirkungsforschung hat klar gezeigt, dass Gründungsförderung positive Eingliederungseffekte mit sich bringen kann. Gerade Personen, die nicht so leicht eine Beschäftigung finden, könnten so den Anschluss an die Erwerbsarbeit halten. In nicht wenigen Fällen könnte sich damit gerade die Förderung niedrigschwelliger Gründungen im SGB II - ähnlich wie die seinerzeitige „Ich-AG" - als Alternative oder auch Brücke zur abhängigen Beschäftigung erweisen. Insbesondere auch für Geflüchtete könnte es eine Option sein, ihre Kompetenzen in einer Gründung einzusetzen, da für sie der Übergang
in abhängige Beschäftigung durch fehlende Zertifikate oder die spezifische berufsfachliche Gliederung in Deutschland erschwert werden.

Bei realistischer Betrachtung wird es allerdings auch Menschen geben, denen auch nach Ausschöpfung aller arbeitsmarktpolitischen Möglichkeiten eine Integration nicht gelingen wird. Zur Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe bedarf es hier als Ultima Ratio eines sozialen Arbeitsmarktes, der diesen Menschen für einen längeren Zeitraum öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse bietet. Wichtig sind in diesem Kontext eine strikte Begrenzung des Teilnehmerkreises auf besonders schwer vermittelbare Personen sowie die Beibehaltung und Förderung aller Optionen eines Übergangs in reguläre Beschäftigung.

Um bisher in der Leistungsbearbeitung gebundene Ressourcen für eine intensivere Betreuung frei zu machen, sollten in der Grundsicherung Bagatellgrenzen, stärkere Pauschalisierungen und andere administrative Vereinfachungen in Erwägung gezogen werden.

Nichtsdestoweniger erfordern die vorgeschlagenen Maßnahmen auch eine klar verbesserte finanzielle Ausstattung der Eingliederungsmöglichkeiten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Investitionen jetzt und heute hatten selten ein besseres Umfeld und werden sich am Arbeitsmarkt mittel- und längerfristig auszahlen.

Der Arbeitsmarkt ist immer Teil der Lösung, wenn es um die drängendsten Fragen in unserer Gesellschaft geht. Denn "Arbeit" ist mehr als Broterwerb, ist identitätsstiftendes Moment in unserer Gesellschaft und entscheidend für das Gefühl "Ich werde gebraucht und gehöre dazu".

Den vollständigen Beitrag "Vorbeugen, Begleiten, Gestalten - worauf es am Arbeitsmarkt jetzt ankommt" aus dem Online-Magazin "IAB-Forum" finden Sie hier.

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Von individuellen und institutionellen Hürden. Der lange Weg zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter

Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten gelingt derzeit zwar besser als anfangs erwartet, bleibt aber schwierig.

Aufgrund der Fluchtsituation haben die Menschen individuelle Hürden im Gepäck, zum Beispiel mangelnde Sprachkenntnisse oder fehlendes Wissen über den deutschen Arbeitsmarkt.

In Deutschland angekommen, finden sie dann zusätzliche, institutionelle Hürden vor, die Politik und Verwaltung aufbauen. Die Sachlage in letzterem Bereich lässt sich in drei Thesen zusammenfassen:

  • Die Zuständigkeiten sind über zu viele Akteure verteilt,
  • die Gesetzeslage ist zu komplex und
  • die Anforderungen an die Geflüchteten sind zu restriktiv.

Hier muss die Politik nachbessern.

Das Papier basiert auf zwei Workshops und zahlreichen Einzelinterviews mit Geflüchteten sowie mit Experten aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Hier geht's zum Discussion Paper des Berlin-Instituts.